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„Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.“

Lukas 2,15-20

Liebe Geschwister und Freunde!
Die uns bekannte Weihnachtsgeschichte durch Lukas von der Geburt Jesu, wird in unseren Versen, fortgesetzt. Gott hatte hier ein Wunder getan, und das musste bekanntgemacht werden. Er wandte sich dabei nicht an die religiöse Elite des Gottesvolkes, sondern er suchte sich Hirten aus, die nicht ihren religiösen Vorstellungen glaubten, sondern die gewohnt waren, ihre Augen und Ohren zu gebrauchen und Tatsachen als solche erkennen und benennen konnten.

Es war vom Alten Testament her bekannt, dass Gott sich in der Mitte seines Volkes offenbarte und dass dabei auch mal außergewöhnliche Dinge geschahen. Aber Gott hatte mehr als vierhundert Jahre geschwiegen und Offenbarungen hatte es bis dahin für die Hirten noch nicht gegeben. So brachen sie bald nach der Erscheinung auf und wollten das, wovon die Engel sie in Kenntnis gesetzt hatten, auch sehen. Merken wir uns: „Der Glaube kann der Erfahrung nicht entbehren. Das Wort Gottes selbst treibt überall auf die Erfahrung hin. Diesem Zeichen sollen sie nachgehen, wie einst Maria (Lk. 1,36), denn der Glaube soll zum Schauen führen, was für uns noch zukünftig ist“. Die Hirten wurden so zu Augenzeugen von der Wahrheit der Verkündigung des Engels und damit der Geburt des Erlösers. Das größte Wunder, das je geschehen ist: dass der unsichtbare Gott in seinem Sohn Mensch geworden ist. Gott auf Erden, mitten in der Welt, und das als kleines, hilfloses Kind. Hier war allein ein großer Glaube nötig, der von den Hirten gefordert wurde!

Es war klar, dass die Hirten all das, was ihnen widerfahren war, nicht für sich behalten konnten. Also breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Der Unglaube hatte sich im Volk breitgemacht. Es waren nur wenige, die den Zusagen Gottes glaubten, die noch mit dem Kommen des Erlösers rechneten. Nun wurde durch das Wort der Hirten bekannt, dass Gott nach den alttestamentlichen Verheißungen etwas getan hatte.

Ihre Reaktion auf die Worte war, dass sie sich wunderten. Doch diese Verwunderung ist noch kein Glaube. Sie kann sogar ein ungläubiges Staunen sein. Der wahre Glaube findet dort seinen Platz, wo Menschen Jesus wirklich erkennen als ihren Erretter und Herrn. Deshalb war das Wort der Hirten geeignet, die Menschen auf die Erscheinung Jesu vorzubereiten und dem Glauben den Boden zu bereiten. Es sollte schließlich noch über dreißig Jahre dauern, bis das neugeborene Kind in der Öffentlichkeit auftreten und seine messianische Tätigkeit aufnehmen würde.

Auch Maria, die Mutter Jesu, behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Das ist das Einzige, was wir in der ganzen Geburtsgeschichte von Maria lesen. Ihr erschien nicht der Engel in der Herrlichkeit Gottes. Sie hörte nicht den Lobgesang der Engelscharen, sondern sie ist umgeben von lauter Niedrigkeit. Doch dieser eine Satz von Maria gibt uns einen Blick in ihr Innerstes. Nicht ein Verwundern war es, wie bei den andern, sondern ein "Behalten" und "Verarbeiten" im Herzen. Da sind wir mitten im Evangelium.

Das Evangelium nimmt nicht nur ein warmes Herz in Anspruch, sondern auch ein treues Gedächtnis zum Behalten, zum Überdenken und Bewegen eines großen Inhaltes. Nur so wird das Evangelium ein festes Eigentum für uns. Die Heilsgedanken unseres Gottes sind so groß und so tief und so reich, dass ein Mensch sie nicht auf einmal fassen und bewältigen kann. Luther sagt dazu: "Gott will, dass Sein Wort uns ins Herz hineingedruckt werde und ein solch Malzeichen bleibe, welches niemand abwaschen kann, gerade als wäre es darin gewachsen und ein natürlich Ding."

Unser Herr Jesus entwickelte sich nach seiner Geburt wie ein normaler junger Mensch. Er lernte laufen und sprechen, er lernte seiner Entwicklung entsprechend alles das, was zum Leben gehörte; er lernte auch von Joseph den Beruf des Zimmermanns (Mk. 6,3).

Doch vor allem lernte er das AT kennen. Seine Entwicklung war so normal, dass seine Mutter und sein Vater, als sie ihn nach mehreren Tagen der Suche schließlich im Jerusalemer Tempel fanden, ganz vergaßen, dass er Gottes Sohn war und im Hause seines Vaters gleichsam zu Hause war. Die Ereignisse rund um die Geburt Jesu machen deutlich, wie Gott seinen Sohn in die Welt gebracht hat. Er wurde durch die Geburt von Maria, der Jungfrau, Mensch, er nahm unser Fleisch und Blut an, um uns in seinem Leiden und Sterben vor Gott vertreten zu können.

Im Leben der Hirten war alles neu geworden, denn sie hatten etwas ganz Neues empfangen, einen neuen Blick in den Himmel und einen neuen Blick auf die Erde für ihren Alltag. Sie priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie es denn zu ihnen gesagt war. Wie in der Nacht zuvor die Engel Gott lobten, so taten es nun die Hirten hier auf Erden und auf ihre Weise, weil sie das neugeborene Kind als ihren Retter erkannt hatten. Sie konnten nicht anders, als Gott für das Wunder, dessen Zeugen sie geworden waren, zu danken.

Auch wenn wir nicht mit den Hirten in Bethlehem bei der Geburt Jesu dabei waren, so können wir es ihnen gleichtun. Das Weihnachtsfest ist ein Anlass, Gott für die Sendung seines Sohnes und unseres Erlösers in diese Welt zu danken und ihn dafür zu loben. Er hat in seiner Liebe zu uns seinen Sohn gesandt, um uns mit sich zu versöhnen, wie es uns Gottes Wort bezeugt. Wir dürfen als solche, die ihre Sündhaftigkeit und Verlorenheit erkannt und bekannt haben, glauben, dass Jesus am Kreuz unsere Sünde getragen hat, so dass wir in ihm ewiges Leben haben. Gottes treue und Wahrhaftigkeit können die Seinen nicht enttäuschen!

So wollen wir auch am kommenden Weihnachtsfest und allezeit einstimmen in das Lob Gottes der Hirten zu Bethlehem.

Herzliche Segenswünsche und eine besinnliche Adventszeit,

Euer / Ihr
Frank Bernhardt