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„Jesus aber ging zum Ölberg. Und frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm, und er setzte sich und lehrte sie. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand. Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“

Johannes 8, 1-11

Liebe Geschwister und Freunde!

Die Frau, die uns in unseren Versen vorgestellt wird, befand sich in einer misslichen Lage. Sie war auf frischer Tat beim Ehebruch, bei der Übertretung des Gebotes "Du sollst nicht ehebrechen", ertappt worden, und die religiösen Sittenwächter wussten nur zu gut, dass das Gesetz des Mose in einem solchen Fall die Todesstrafe durch Steinigung vorsah (3.Mose 20, 10). Da ihre Sünde öffentlich geworden war, sollte nun an ihr die Todesstrafe vollstreckt werden. Zwar durfte dieser Vorgang nicht ohne die Genehmigung der Römer geschehen, doch auch ohne Genehmigung funktionierte solch eine Hinrichtung, wie es die Steinigung des Stephanus zeigt. 

Die Schriftgelehrten brachten sie zu Jesus und forderten ihn heraus, um öffentlich vor Zeugen eine Antwort von ihm zu erhalten, die im Widerspruch zum Gesetz des Mose stand, damit sie ihn anklagen konnten. Diese Hoffnung hatten sie, weil sie die barmherzige Haltung Jesu den Sündern gegenüber kannten. In seiner göttlichen Weisheit entging Jesus ihrer teuflischen Falle, indem er zunächst nach Jer. 17,13 auf die Erde schrieb und damit seine Gesetzestreue zum Ausdruck brachte. Danach drehte er den Spieß um, womit sie nicht gerechnet hatten. Jesus hielt ihnen den Spiegel des Gesetzes vor ihre eigenen Augen und richtete die Klage gegen sie selbst. Es musste im Lichte des Gesetzes Gottes auch ihnen deutlich werden, dass sie gesündigt hatten und Sünder waren.

Seine Antwort auf ihre trügerische Frage, mit der sie ihn fangen wollten, lautete kurz und knapp: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.“ Jesus kannte das menschliche Herz und wusste, dass die Ankläger der Frau nicht besser waren als ihr schuldiges Opfer. Sie hatten doch mit all ihrer Gesetzestreue und vermeintlichen Heiligkeit den Tod genauso verdient wie die Ehebrecherin. Sie sollten erkennen, dass sie vor Gott genauso schuldig waren wie diese Frau. Er stellte sie vor den Richterstuhl Gottes und machte ihnen damit unmissverständlich klar, dass das Verdammungsurteil des Gesetzes ihnen genauso galt wie der Ehebrecherin, über die sie in selbstgerechter Weise zu Gericht saßen.

Gleichzeitig bekräftigte Jesus, was er an anderer Stelle sagte: "Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde" (Joh. 3,17). 

So also ist Jesus: Er stößt die Sünder, die zu ihm kommen nicht von sich. Als alle Pharisäer und Schriftgelehrten entwaffnet davongeschlichen waren, fragte Jesus die Ehebrecherin: „Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“

Er gab ihr den Zuspruch seiner Vergebung, denn nicht verdammt zu werden bedeutet praktisch, die Vergebung der Sünden zu haben. Mit diesen Worten setzte er das Gesetz des Mose nicht außer Kraft. Im Gegenteil, er war ja gekommen, um es durch sein stellvertretendes Leiden und Sterben zu erfüllen. Er sollte auch für diese Ehebrecherin sein Leben hingeben. Deshalb hatte er die Vollmacht, diese Frau von ihrer Schuld freizusprechen, und darum kann er auch uns unsere Sünden vergeben.

Hüten wir uns also davor, diejenigen zu verurteilen, denen unser Herr gerne vergeben möchte. Paulus schreibt: "Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der du richtest. Denn worin du den andern richtest, verdammst du dich selbst, weil du ebendasselbe tust, was du richtest“ (Röm 2,1). Das entspricht genau dem, wozu Jesus uns in seiner Bergpredigt ermahnt: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“ (Mt 7,1-3).

Das heißt nicht, dass wir jemandes Sünde schönreden und das nicht Sünde nennen, was Gott in seinem Wort als Sünde bezeichnet. Darum muss Gottes Gesetz verkündigt werden, damit Menschen ihre Sünden und ihre Verlorenheit erkennen. Solange die Erde besteht, behalten die Gebote Gottes ihre Gültigkeit. Wie viele Menschen leben gerade in unseren Tagen im Ehebruch (2.Mo 20,14), in Unzucht und anderen Sünden und versuchen ihr Gewissen dadurch zu beschwichtigen, dass sie die Existenz Gottes, vor dem sie sich zu verantworten haben, leugnen!

Ihnen allen gilt der Ruf Jesu: "Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen sein, ich will euch erquicken“ (Mt 11, 28). Das ist doch gerade das Evangelium, dass Gott gnädig ist und Sünden vergibt und die Schuld erlässt. Er kann es tun, weil er seinen Sohn für die Sünden der Welt geopfert hat. Wer immer wegen seiner Sünden beschwert ist, der darf zu Jesus kommen, ihn im Gebet anrufen, ihm seine Sünden bekennen und um Vergebung bitten. Es ist kein leeres Versprechen, wenn Gottes Wort sagt: "Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der wird gerettet werden“ (Joel 3,5; Röm 10,13). Es ist das große Vorrecht der Gemeinde Jesu, diese frohe Botschaft zu verkündigen.

Nur in der aus Gnaden im Glauben empfangenen Vergebung ist es dann auch möglich, glaubensvoll in der Kraft des Heiligen Geistes der Ermahnung Jesu nachzukommen: "Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!“ Alleine auf diese Weise können wir immer wieder im Namen Jesu ein entschiedenes Nein zu den Versuchungen zur Sünde sagen und trotz aller Mangelhaftigkeit in unserem Christsein ein Gott wohlgefälliges Leben führen. Das kostbare Blut Jesu hat alle unsere Sünden verschlungen, so dass wir nichts anderes zu rühmen haben als die Gnade Gottes in Christus Jesus, in der uns durch den Glauben die vollkommene Gerechtigkeit Gottes zugerechnet ist. In der Gewissheit dieses ewigen Heils können wir wieder aufatmen, ein gutes Gewissen haben und fröhlich sein vor unserem gnädigen und barmherzigen himmlischen Vater.

Herzliche Segenswünsche
Euer / Ihr
Frank Bernhardt