Glaubensgerechtigkeit-3
Glaubensgerechtigkeit-3
Predigt Römer 3,21-22; von Bruder W. Küch am 4.11.2018 gehalten und überarbeitet. (Teil 3 von 4)
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.
Wir befassen uns heute Morgen in der Predigt mit dem Wort aus Römer 3,22. Ich lese die Verse 21+22:
"Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Ich rede aber von der Gerechtigkeit Gottes, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben."
Als ich mich dazu entschieden habe, etwas ausführlicher über die Glaubensgerechtigkeit zu sprechen, habe ich gar nicht daran gedacht, dass in diese Zeit das Reformationsfest fällt. Wir freuen uns darüber, dass das so gut zusammenpasst. Das war ja die Frage, die Luther damals so sehr bewegt hat: "Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?", und die ihm in der H. Schrift im Evangelium von der Gerechtigkeit aus dem Glauben beantwortet wurde. Also nicht durch die Werke des Gesetzes, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus.
Wir haben an den zwei vergangenen Sonntagen deutlich gemacht, dass ein klares Bewusstsein von unserer Sünde, unserer Sündhaftigkeit, der verderbten Natur, die uns von Adam überkommen ist, hinsichtlich unseres Verhältnisses zu Gott absolut notwendig ist. Nur so ist uns der Glaube an die Gerechtigkeit Gottes, die uns in Christus geschenkt wurde, eine ständige Quelle der Kraft und der Freude in unserem täglichen Leben.
Die Lehre von der Glaubensgerechtigkeit ist nicht bloße Theorie, vielmehr begegnet uns in ihr unser himmlischer Vater in seinem Sohn Jesus Christus. Es ist wichtig das zu betonen in einer Zeit, in der man kaum noch Interesse hat an der heilsamen biblischen Lehre, sondern Ausschau hält nach besonderen spirituellen Erfahrungen. Die größte aller Erfahrungen, die ein Mensch überhaupt machen kann, nämlich durch den Glauben vor Gott gerecht zu sein durch das, was Jesus Christus auf Golgatha und in seiner Auferstehung getan hat, achtet man gering. Man sieht nicht, dass es hier um unser ewiges Heil geht.
In dieser Lehre offenbart Gott seine Herrlichkeit in der heilsgeschichtlichen Wende, die Paulus in den zwei kleinen Wörtern "Nun aber" zum Ausdruck bringt: "Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit Gottes, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten."
Fortan gilt es klar zwischen Gesetz und Evangelium zu unterscheiden, was, wie Luther sagt, einen rechten Prediger ausmacht, was jedoch auch für alle Gläubigen von entscheidender Bedeutung ist. Gesetz und Gesetzeswerke sind vom Evangelium völlig ausgeschlossen und dürfen in keiner Weise damit vermischt werden. Heilsweg ist ausschließlich, was Gott in Christus vollbracht hat. Hier hat das Gesetz keinen Raum. In Christus ist es vollkommen erfüllt!
Auch Rechtfertigung und Heiligung gilt es zu unterscheiden. Zwar ist unsere Heiligung mit der Rechtfertigungsgnade verbunden, insofern sie eine Frucht derselben ist, sie ist jedoch niemals das Fundament unseres Glaubens. Sichtbare Veränderungen in unserem Verhalten auf dem Weg der Heiligung können keine Grundlage unserer Heilsgewißheit sein.
Unsere Gerechtigkeit vor Gott in Christus dagegen ist unsichtbar und wird uns allein im Wort Gottes durch den H. Geist bezeugt. Auch hier gilt, was Paulus in einem anderen Zusammenhang schreibt (2. Kor. 5,7): "Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen". Unsere Gerechtigkeit vor Gott und darum ewige Errettung liegt allein in Christus, weshalb sie unantastbar für Satan, die Welt und auch unsere eigene sündige Natur ist. Wie wichtig ist es doch, diese Wahrheiten auf unser praktisches Glaubensleben anzuwenden, wenn wir nicht in den geistlichen Kinderschuhen stecken bleiben wollen.
Um zwischen Gesetz und Evangelium unterscheiden zu können, kann uns folgende Gegenüberstellung, die ich in einem Buch fand, sehr hilfreich sein:
Das Gesetz sagt: Tu dies, so wirst du leben - Das Evangelium sagt: Lebe, dann wirst du tun.
Das G. sagt: Bezahle mir, was du schuldig bist. - Das Ev. sagt: Ich vergebe dir alles.
Das G. sagt: Schaffe dir ein neues Herz und einen neuen Geist. - Das Ev. sagt: Ich will dir ein neues Herz und einen neuen Geist geben.
Das G. sagt: Du sollst lieben den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. - Das Ev. sagt: Darin steht die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden.
Das G. sagt: Verflucht sei jedermann, der nicht bleibt in alledem, was geschrieben steht im Buch des Gesetzes, dass er's tue! - Das Ev. sagt: Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist!
Das G. sagt: Der Tod ist der Sünde Lohn. - Das Ev. sagt: Die Gabe Gottes ist das ewige Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn.
Das G. fordert Heiligkeit. - Das Ev. gibt Heiligkeit.
Das G. sagt: Tu. - Das Ev. sagt: Getan.
Das G. erzwingt den unwilligen Dienst eines Gebundenen. - Das Ev. gewinnt den liebenden Dienst eines Sohnes und freien Menschen.
Das G. gibt Segen als Folge von Gehorsam. - Das Ev. wirkt Gehorsam als Folge von Segen.
Das G. setzt den Ruhetag an das Ende der Woche. - Das Ev. setzt ihn an den Anfang.
Das G. sagt: Wenn... - Das Ev. sagt: Weil...
Das G. wurde zur Einschränkung des alten Menschen gegeben. - Das Ev. wurde gegeben, um dem neuen Menschen Freiheit zu bringen.
Unter dem G. war die Erlösung Verdienst. - Unter dem Ev. ist Erlösung eine unverdiente Gabe.
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir unter der Herrschaft des Gesetzes auf uns selbst gestellt sind und als Sünder nicht in der Lage sind, dem Anspruch der an uns gestellten Forderungen zu genügen. Die Folge davon ist der Fluch Gottes und die ewige Verdammnis. Im Evangelium dagegen wird uns als Sündern alles, was dem Willen Gottes entspricht, die vollkommene Gerechtigkeit Christi, durch den Glauben voraussetzungslos (ohne vorausgehende Besserung) aufgrund des vollbrachten Erlösungswerkes Jesu zugerechnet. Aus Gnade haben wir das ewige Leben und sind niemals mehr auf uns selbst gestellt.
"Es sei denn", so sagt Jesus, "dass eure Gerechtigkeit besser ist als die der Pharisäer und Schriftgelehrten, so könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen" (Mt. 5,20). Diese "bessere" Gerechtigkeit ist uns in Christus Jesus zuteil geworden, eine vollkommene Gerechtigkeit durch den stellvertretenden Opfertod Jesu und seine Auferstehung. Sie wurde im gesamten AT., im Gesetz und den Propheten, auf mancherlei Weise bezeugt, wie Paulus schreibt: "Bezeugt durch das Gesetz und die Propheten". Wir denken z.B. an das Sündopfer und Brandopfer, eine Vorschattung des einen großen Opfers, dass unser Herr Jesus nach dem Willen seines Vaters zu dessen Verherrlichung für uns gebracht hat.
Wie überaus kostbar ist doch dieses Evangelium, wie auch Petrus schreibt: "Simon Petrus, ein Knecht und Apostel Jesu Christi an alle, die mit uns denselben teuren Glauben empfangen haben, in der Gerechtigkeit, die unser Gott gibt und der Heiland Jesus Christus." Sie bringt uns ohne irgendeine Anstrengung unsererseits zurück in das wunderbare Friedens- und Liebesverhältnis zu unserem himmlischen Vater. Trotz unserer Sündhaftigkeit und Unvollkommenheit brauchen wir nicht ständig mit einem schlechten Gewissen, Gott und den Menschen gegenüber zu leben. Wir sind frei von dem bösen Gewissen durch das Blut Jesu, das ER für uns am Kreuz vergossen hat.
Ist das nicht herrlich?! Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen unter der reinigenden Kraft des Blutes Jesu. Wir sind in der Glaubensgerechtigkeit nach allen Seiten hin abgesichert durch die Gnade unseres Herrn Jesus. Darum ist sie so kostbar.
Sie ist die Quelle der Kraft zu einem geheiligten Leben. In ihr ist uns der H. Geist geschenkt, der uns zu einem Gott wohlgefälligen Wandel befähigt. Problemlösungen geschehen fortan nicht unter dem Vorzeichen des Egoismus, sondern der Verherrlichung Gottes.
Ohne diese Gerechtigkeit Gottes in Christus sind alle Anstrengungen, ein Leben des Gehorsams zu führen, vergeblich. Denn nur aufgrund der Glaubensgerechtigkeit können wir ein Heiligungsleben in der Kraft des H. Geistes führen.
Fest verwurzelt in der stellvertretenden Gerechtigkeit Christi, können wir den endzeitlichen Stürmen der Verführung standhalten. Sie ist der Schutz vor den mancherlei Irrlehren unserer Zeit.
Kann man Gesetz und Evangelium nicht mehr klar unterscheiden, vermischt man Beides miteinander, so sind dem Irrtum Tür und Tor geöffnet. Man muß sich nicht wundern, wenn dann die Schwarmgeister in den Gemeinden ihr Unwesen treiben.
Die Unterscheidung zwischen Gesetz und Evangelium, auch zwischen der Glaubensgerechtigkeit und der Heiligung ist nicht nur für die Verkündigung entscheidend wichtig, sondern natürlich auch für unser persönliches Glaubensleben. Das gilt nicht nur für unsere Heilsgewißheit, sondern auch im Blick auf alle anderen Verheißungen der H. Schrift, die wir im Glauben zur Verherrlichung Gottes erfassen dürfen.
Als Beispiel soll uns das Wort aus Mt. 6,33 dienen: "Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen." Unser Herr Jesus ermahnt und ermutigt uns an Hand treffender Bilder dazu, uns wegen unserer leiblichen und materiellen Bedürfnisse nicht zu zersorgen. Wir dürfen unser Vertrauen auf die Fürsorge unseres himmlischen Vaters setzen, der "weiß, dass wir das alles nötig haben." Doch gilt uns diese Verheißung nur, wenn wir am ersten nach dem Reich Gottes trachten. Wer kann jedoch behaupten, dass er dies immer ungeteilten Herzens tut? Jetzt hilft uns ausschließlich die Wahrheit von der Glaubensgerechtigkeit. Denn in ihr wird uns das vollkommene Trachten unseres Herrn Jesus nach dem Reich Gottes zugerechnet. Hier stehen wir auf dem sicheren Grund, der uns die Verheißung Gottes verbürgt. Unser Trachten nach Gottes Reich, auch wenn es vom H. Geist gewirkt ist, kann aufgrund unserer Unvollkommenheit nicht der Garant der Erfüllung der Verheißung sein. Darum beten wir auch im Namen Jesu. Das gilt für alle Verheißungen, die wir im Glauben zur Verherrlichung Gottes in Anspruch nehmen dürfen.
Nun stellt sich uns die Frage: Wie erlangen wir diese Gerechtigkeit Christi? Die Antwort gibt uns V. 22: "Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben." Wir empfangen also diese göttliche Gerechtigkeit durch den Glauben an Jesus Christus, wobei wir uns davor hüten müssen, aus diesem Glauben eine fromme Leistung zu machen, mit der wir uns die Gerechtigkeit Christi verdienen könnten. Wohl gibt es, wie Luther sagt, "keinen wohlgefälligeren Gottesdienst, keine höhere Ehrenbezeugung und keinen größeren Gehorsam vor Gott, kein lieblicheres und lieberes Opfer, das Gott gegeben werden kann als dieses, dass man IHM glaubt und sich alles Guten von IHM versiehet, also alles Gute von IHM erwartet", dabei handelt es sich jedoch nicht um ein tugendhaftes Werk, durch das wir Gott in die Pflicht nehmen könnten. Vielmehr ist dieser Glaube die Hand, die das Geschenk Gottes in Christus Jesus erfasst. Rosenius veranschaulicht das mit folgendem Bild: Er stellt sich einen Ring aus Blei von geringem Wert vor, in den man einen überaus wertvollen Edelstein eingefasst hat. Ein solcher Ring wäre nicht kostbar wegen des Materials, aus dem der Ring besteht, sondern wegen des wertvollen Edelsteins, den er umfasst. Genauso verhält es sich mit dem Glauben, so sagt Rosenius. Der Glaube selbst ist schwach und jämmerlich. Da er aber den unermesslich kostbaren Edelstein, nämlich den geliebten Sohn Gottes, umfasst, so ist ein solcher Glaube sehr köstlich und macht den Menschen, den ganzen Menschen überaus heilig und angenehm vor Gottes Augen. Nicht in sich selber ist er so kostbar, sondern um Christi willen. Ein treffender Vergleich, wenn wir einmal davon absehen, dass auch der Glaube an Christus ein Wunderwerk des Wortes Gottes ist. Er ist jedoch niemals eine fromme verdienstliche Leistung des Menschen, sondern lebt allein von der Gnade Gottes in Christus!
Dieser Glaube enthält vier Elemente:
Als Erstes die Information. "Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben?", so lesen wir in Röm. 10,14.
Der Inhalt des Evangeliums muß uns bekannt gemacht werden, sei es mündlich oder durch Lesen. Auch als Gläubige brauchen wir immer wieder Klarheit über Gottes Verheißungen, damit sich unser Glaube mit dem Wort Gottes verbinden kann (vgl. Hebr. 4,2). Darum sollten wir uns auf die Suche nach einer Verheißung machen, die wie ein Schlüssel auf unsere Situation passt.
Das zweite Element ist die Überzeugung. Eine bloße Information über den Inhalt der Botschaft reicht nicht aus, sondern es kommt darauf an, dass wir von der Wahrheit dessen, was uns bezeugt wird, überzeugt werden. Wenn der Apostel Paulus vor dem Statthalter Felix bekennt: "Ich glaube allem, was geschrieben steht im Gesetz und den Propheten" (Apg. 24,14), dann verleiht er damit seiner Überzeugung von der Wahrheit des ganzen AT. Ausdruck.
Als Drittes beinhaltet der Glaube ein Vertrauen, mit dem man sich mit ganzem Herzen auf Gottes Wort verläßt. Eine kleine Geschichte kann das gut veranschaulichen, was unter Vertrauen zu verstehen ist: Ein Seilkünstler, der vorhatte, in schwindelnder Höhe "ohne Netz und doppelten Boden" über ein Seil zu balancieren, fragte seine zahlreichen Zuschauer, ob er ihrer Meinung nach wohl dazu in der Lage sei. Die begeisterte Antwort lautete: Jawohl, du schaffst das! Dann stellte er die nächste Frage: Meint ihr, dass ich das auch mit einer Schubkarre tun kann? Wieder lautete die Antwort der Zuschauer voller Begeisterung: Ja, du schaffst das. Nun, so fragte er wieder: Wenn sich jemand in die Schubkarre setzen würde, würde ich dann auch noch über das Seil spazieren können?
Natürlich, lautete auch diesmal die Antwort, wir trauen Dir das zu. Daraufhin der Akrobat: Bitte, steigen Sie ein!
Es ist also ein wesentlicher Bestandteil des biblischen Glaubens, dass man "einsteigt", dass man sich mit allem, was man ist und hat, auf Gottes Wort einlässt.
Hiermit auf's engste verbunden ist das Loslassen der selbstbezogenen Eigengerechtigkeit und Sicherheit, auf die man sein Vertrauen setzt.
Denn das, was wir vorzubringen haben, was wir tun, was wir leisten, womit wir eine gewisse Gerechtigkeit vor Gott und sein Wohlgefallen erreichen wollen, um dadurch bestimmter Segnungen teilhaftig zu werden, das ist unsere Sicherheit von Natur aus, an der wir unbedingt festhalten wollen.
Paulus hatte manches vorzuweisen, worauf er sein Vertrauen setzte, dessen er sich vor Gott und den Menschen rühmen konnte (Phil. 3, 3-6). All' das galt es loszulassen, es als Schaden, ja als Dreck zu erachten (V. 7+8), um in der Gerechtigkeit Christi erfunden zu werden: "..., dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die aus dem Glauben an Christus kommt, nämlich die Gerechtigkeit von Gott aufgrund des Glaubens" (V. 9).
Wir wissen aus leidvollen Erfahrungen, wie schwer es uns fällt, in unseren rein irdisch-menschlichen Beziehungen das Loslassen zu praktizieren (z. B. in unserem Verhältnis zu unseren Kindern, Ehepartnern usw.), oder auch unsere körperlichen Kräfte, materielle Dinge oder liebgewonnene Gewohnheiten und Annehmlichkeiten loszulassen.
Wenn es nun um das Loslassen unserer eigenen Gerechtigkeit geht, die wir vor Gott geltend machen wollen, so ist es uns gänzlich unmöglich, dies ohne den vom H. Geist durch Gottes Wort gewirkten Glauben zu tun, "weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde, mit der Gott in Christus gewirkt hat, durch welche er ihn von den Toten auferweckt hat..."(Eph. 1,19 ff.).
Als viertes Element des Glaubens sei die Verherrlichung Gottes genannt.
Von Abraham heißt es, dass er Gott durch den Glauben ehrte / verherrlichte
(Röm. 4,20).
Luther bezeichnete den Unglauben als die Hauptsünde, wogegen alle anderen Sünden "Puppensünden" seien. "Anfang aller Sünde" sei es, "von Gott zu weichen und ihm nicht zu trauen". Der Unglaube macht Gott zum Lügner, wie Johannes schreibt: "Wer nicht glaubt dem Zeugnis, dass Gott uns gegeben hat von seinem Sohn, der macht Gott zum Lügner."
Das war die große Sünde der ersten beiden Menschen. Sie hielten das für Wahrheit, was Satan behauptete und das für eine Lüge, was Gott sagte. Dieses überaus große Übel steckt tief in unseren Herzen.
Welch ein großes Geschenk der Gnade Gottes ist es doch, dass Christus uns am Kreuz mit seinem Blut grundsätzlich von dieser Bosheit des Unglaubens erlöst hat und Er als unser Stellvertreter der Einzige ist, der Gott in jedem Augenblick vertraut hat (s. Hebr. 2, 13; 12, 2). Diesen uns zugerechneten Glauben wirkt Er durch sein Wort in uns.
In jeder Hinsicht ist Christus unsere Gerechtigkeit Gottes (vor Gott); wobei es sich um einen Rechtsakt handelt, der sich in einer herzlichen Beziehung der Liebe zwischen Gott und dem Gläubigen auswirkt, Diese stellvertretende Gerechtigkeit Christi ist fortan für den Gläubigen das Lebenselement und eine Quelle der wunderbaren Kraft Gottes.
Sie ist der Motor, das Herzstück unseres Glaubenslebens. Dein ganzer Alltag darf unter dem Vorzeichen stehen: Herr Jesus, ich danke dir dafür, dass du mich erlöst und erkauft hast für Gott durch dein Blut, dass ich in dir die Vergebung aller meiner Sünden habe, dass du meine sündige eigengerechte Ich-Natur mit in deinen Tod genommen hast, dass du meine vollkommene Gerechtigkeit vor Gott bist, dass deine Gnade für mich auch heute wieder ausreicht, um dem Vater im Himmel Frucht zu bringen. Auch die Ermahnungen der H. Schrift sind dann keine drückende Last mehr für uns, sondern eine Ermutigung zum Gott wohlgefälligen Verhalten
(vgl. 1. Joh. 5,3). "In demselben Maße, in dem der Gläubige einen klaren Blick für Christus als seinen Stellvertreter behält, erfreut er sich des Friedens mit Gott", so ein englischer Gottesmann.
Wem wird dieses Heil zuteil? Unser Textwort gibt uns die Antwort: "Allen, die glauben." Das bedeutet dem Zusammenhang nach: Nicht nur den Juden, sondern auch den Nicht-Juden gilt dieses Heil, und innerhalb dieser Völker nicht nur einer bestimmten Gruppe mit bestimmten Eigenschaften! "Wer (auch immer) zu mir kommt, sagt unser Herr Jesus, den werde ich nicht hinausstoßen" (Joh. 6,37).
Nicht auf dem Weg der Gesetzeswerke, sondern allein durch den Glauben, können wir des ewigen Heils teilhaftig werden.
Schluss: Gegen Ende unseres irdischen Lebens mögen wir noch einmal ganz besonders angefochten sein wegen unseres sündhaften Wesens und alles Versagens auf unserem Gang durch diese Welt. Was kann uns dann anderes trösten als diese herrliche Wahrheit, dass wir in Christus Jesus, dem Sohn Gottes, eine vollkommene Gerechtigkeit haben, in der wir vor Gott bestehen können, dass in Christus alles, aber auch wirklich alles gut gemacht ist.
Darum schau nicht auf dich selbst, schau auf Christus, deine Gerechtigkeit, und freue dich deines ewigen Heils, dass dir ohne dein Verdienst aus lauter Liebe und Gnade Gottes in Christus Jesus durch den Glauben zuteil geworden ist.
Amen!
Glaubensgerechtigkeit-III.PDF