Glaubensgerechtigkeit-2

Glaubensgerechtigkeit-2

Predigt Römer 3,21-22; von Bruder W. Küch gehalten am 28.10.2018 und überarbeitet. (Teil 2 von 4)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Ich lese aus dem Römerbrief K. 3,21+22.
Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben.
Pfarrer Arno Pagel, der so manche wertvolle Lebensbilder geschrieben hat, erzählt von seiner Frau, die an Krebs erkrankt war, sie habe vor ihrem Heimgang folgendendes gesagt: "In Kürze stehe ich in der Ewigkeit vor dem lebendigen, heiligen Gott. Was soll und kann ich Ihm sagen und vorbringen? Soll ich anfangen, von meinen Leistungen und Taten zu sprechen, die ich auf Erden vollbracht oder zu vollbringen versucht habe? Nein, davon kann und darf keine Rede sein. Ich weiß, was ich tun werde. Ich will den Vers aus dem Lied des Grafen von Zinzendorf anführen:
"Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid; damit will ich vor Gott besteh'n, wenn ich zum Himmel werd' eingeh'n."
Ich denke, das ist ein wunderbares Zeugnis. Darum geht es hier im 3. Kapitel des Römerbriefes.
Es geht um die Gerechtigkeit Gottes, die uns durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus durch Zurechnung zuteil wird.
Das ist die frohe Botschaft, die auch in unserer Zeit auf dem ernsten Hintergrund des kommenden Gerichtes Gottes verkündigt werden darf und muß. Wer diese Botschaft im Glauben ergriffen hat, kommt nicht in das Gericht Gottes, sondern er ist, wie Jesus sagt, jetzt bereits vom geistlichen Tode zum geistlichen Leben hindurchgedrungen (s. Joh. 5,24). Als Gläubige dürfen wir uns des ewigen Heils gewiss sein. Heute Morgen geht es uns in Sonderheit um den 21. Vers, und wenn Gott Gnade gibt, werden wir dann am kommenden Sonntag auf den 22. Vers zu sprechen kommen und uns mit der Frage befassen: Was ist biblischer Glaube?
Ich lese noch einmal den Vers 21: Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten.
Wörtlich heißt es hier: "Ohne Gesetz". Das rechte Verhältnis zu Gott erhält der Mensch also nicht durch die Befolgung des Gesetzes Gottes.
Niemand ist also in der Lage, durch das Halten der Gebote Gottes vor Gott zu bestehen, kein Mensch, nicht ein einziger.
"Denn da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner, der verständig ist, da ist auch keiner, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen, allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer" (V.10-12).
Paulus bezieht diese Worte hier in Sonderheit auf das Volk Israel, dem ja das Gesetz Gottes als geschriebenes Gesetz gegeben worden war, aber das aufgrund seiner Halsstarrigkeit nicht in der Lage war, das Gesetz einzuhalten. Zwar war man der Meinung, man könne es befolgen, doch darin täuschte man sich. Gott hatte sein Gesetz nicht als Heilsweg gegeben, sondern um die Israeliten zur Erkenntnis ihrer Sündhaftigkeit und Eigenwilligkeit zu bringen. Dazu dienten auch die Erziehungswege Gottes, besonders in der Zeit der Wüstenwanderung. Er wollte sie "demütigen", d.h. "ganz arm" machen und "offenbar machen, was in ihren Herzen war." (5. Mose 8,2). Gott war darum bemüht, Israel deutlich zu machen, dass es ständig dazu neigte, den Irrweg zu wählen.
Was für Israel gilt, dass gilt auch für uns. Besonders in schwierigen Situationen, in die Gott uns hineinführt, wird immer wieder offenbar, welch eine Abneigung wir von Natur aus dem Willen Gottes gegenüber haben, sodass wir auf dem Gesetzesweg nicht vor Gott bestehen können.
M. Luther hat es in seinem bekannten Lied "Nun freut euch, lieben Christen g'mein" wie folgt zum Ausdruck gebracht:
"Mein guten Werk, die galten nicht; es war mit ihn´ verdorben; der frei' Will hasste Gott`s Gericht, er war zum Gut`n erstorben; die Angst mich zu verzweifeln trieb, dass nichts denn Sterben bei mir blieb, zur Höllen musst ich sinken."
Wenn Luther hier von den guten Werken spricht, dann meint er damit die sog. Gesetzeswerke, nicht gute Werke als Frucht der Gerechtigkeit Gottes in Christus (vgl. Titus-Brief). Gesetzeswerke sind solche Werke, die man tut, um vor Gott gerecht zu werden. Dadurch kann niemand vor Gott bestehen. Im Gegenteil, solches Bemühen macht uns zu Mühseligen und Beladenen, denen der Weg Gottes zu schwer geworden ist. Sie sind es, die unser Herr Jesus in seiner Gnade zu sich ruft, um ihnen Erquickung, d.h. Ruhe in ihrem Verhältnis zu Gott durch Vergebung ihrer Sündhaftigkeit zu geben. (Mt. 11.28).

Wir wollen an dieser Stelle noch einmal auf das Thema "Sündenbewußtsein" zurückkommen, mit dem wir uns am vergangenen Sonntag befasst haben, um es noch ein wenig zu vertiefen. Um das Heil in Christus recht erfassen zu können, brauchen wir ein durch den H. Geist gewirktes klares Sündenbewußtsein. Dazu dient das Gesetz Gottes, denn durch "das Gesetz Gottes kommt Erkenntnis der Sünde" (V. 20). Es dient nicht als Heilsweg, zeigt uns vielmehr unsere Verlorenheit vor Gott und stopft uns, sowohl Juden als auch Nicht-Juden, den Mund, wie Paulus schreibt, und spricht somit alle Menschen vor Gott schuldig (V. 19), und zwar nicht nur wegen bestimmter Tat- und Unterlassungssünden, sondern auch hinsichtlich der völligen Verdorbenheit ihres Wesens.
Im Allgemeinen gehen wir davon aus, dass jeder Mensch seine guten und schlechten Seiten hat. Er kann moralisch gut oder böse handeln. Von daher macht man, gemessen an seinem äußeren Verhalten, einen Unterschied zwischen Gut und Böse. Dieses Denken hat durchaus im Miteinander der Menschen seine Berechtigung.
Wenn jedoch der einzelne Mensch vor Gott, in das Licht seines Wortes gestellt wird, wird ihm deutlich, dass es Gott nicht nur um unser äußeres Verhalten zu tun ist, sondern vor allen Dingen um die Beweggründe unseres Herzens. Dann erkennt er, dass "wir von Natur aus dazu geneigt sind, Gott und unseren Nächsten zu hassen", wie es der Heidelberger Katechismus sagt. Dann wird ihm deutlich, dass seinem Tun und Lassen eine egozentrische Haltung zugrunde liegt, von der er sich selbst nicht befreien kann.
Es ist eine große, verhängnisvolle Tragik, dass selbst unter vielen, die zur Gemeinde Jesu gehören, diese Erkenntnis der tief in uns verwurzelten Abneigung gegen Gott und seinen Willen, nicht vorhanden ist. Das ist der Grund dafür, dass es an der Freude über die Gnade Gottes in Christus, über die wunderbare, vollkommene Gerechtigkeit, die uns in Christus durch den Glauben zugerechnet worden ist, mangelt. Wie wenige leben doch täglich in dem Bewußtsein, dass sie in sich selbst nichts Gutes haben, in Christus vor Gott aber als bleibend gerecht erklärt sind, in Christus alles haben, was Gott gefällt!
Wie wichtig dieses Verständnis der Sünde ist, wollen wir an einem AT.- Beispiel versuchen zu verdeutlichen:
Die Bibel berichtet uns von den Amalekitern, den Nachfahren Esaus. Sie waren Feinde Gottes und Feinde Israels. Sie stellten sich dem Volk Israel in den Weg und wollten sie daran hindern, in das verheißene Land einzuziehen. Sie kämpften gegen Israel und standen mit allem, was sie waren und hatten, unter dem Gericht Gottes.
Nach dem Willen Gottes hatte der König Saul die Aufgabe, das Gericht Gottes an diesem Volk zu vollstrecken, dieses gottfeindliche Volk völlig zu vertilgen. Doch Saul war ungehorsam und verschonte den König der Amalekiter Agag und das "Beste" von Amalek, um es dem Herrn zu opfern. Nur "was nichts taugte und gering war, daran vollstreckten sie den Bann" (1. Sam. K. 15,9).
Genauso handeln wir, wenn wir das "Beste" unserer sündigen Natur, das moralisch Wertvolle unseres Charakters "verschonen" und uns nicht als gänzlich dem Gericht Gottes verfallene Sünder ansehen. Das hieße, dass Jesus am Kreuz lediglich für die schlechten Seiten unseres Charakters starb und nicht für einen ganzen Sünder. Das ist das Haupthindernis für das Wirken des H. Geistes in unserem Leben und der damit verbundenen Freude an der vollkommenen Gerechtigkeit, die wir ausschließlich in Christus haben.
Wie entscheidend wichtig ist es also, dass wir unser Verständnis von Sünde nicht auf einzelne Tat- und Unterlassungssünden begrenzen (vgl. Luk. 15: Zwischen dem moralisch tief gefallenen jüngeren Sohn und dem in seinem äußeren Verhalten moralisch guten älteren Sohn besteht kein Unterschied vor Gott). Unsere gesamte natürliche Herzensausrichtung Gott gegenüber ist verkehrt, und wir dürfen sie als am Kreuz in Christus Jesus gerichtet im Glauben ansehen. Dort sind wir entthront!
Bekennen wir Gott doch einmal, dass wir von Natur aus keine Liebe zu ihm und unserem Nächsten haben, so dass wir völlig abhängig sind von der Gnade Jesu. In allem, was wir unabhängig von Christus sind und tun, suchen wir die eigene Befriedigung und den eigenen Ruhm. Luther spricht von der "verfluchten Ehrsucht, mit der das menschliche Geschlecht vergiftet ist, und die uns noch immer anhängt." Das zuzugeben ist demütigend, aber heilsam. Selbst unsere vom H. Geist gewirkten Werke, bedürfen ständig der Reinigung durch das Blut Jesu.
Kaum etwas betrübt den H. Geist mehr als das angeborene Verlangen danach, gut und fromm sein zu wollen. Es handelt sich dabei, wie Ian Thomas es formuliert hat, um "das Böse im Guten". Das entspricht genau dem, was die Schlange, der Satan, den ersten beiden Menschen versprochen hat: "Ihr werdet sein wie Gott"
(1. Mose 3,5). Da tritt dann der Mensch selbst an die Stelle (im griech. "anti") Gottes, der allein gut ist.
Gelingt es einem nicht, so freundlich, lieb und demütig zu sein, wie man das letztlich um seiner selbst willen erstrebt, so versucht man Christus in seinen ichhaften "frommen" Karren zu spannen, um sich seiner zu bedienen, die eigenen Ziele zu erreichen. Man hat noch nicht Bankrott erklärt und weiß noch nicht, dass allein Christus unser Leben ist, das unserem himmlischen Vater wohlgefällig ist. Nur so ist es zu erklären, dass man die geistliche Entwicklung in der Gemeinde Jesu nicht recht beurteilen kann und den Schulterschluss mit der römisch-katholischen Kirche sucht. Bereits Spurgeon hat prophezeit, dass man sich in Zukunft wieder mit den Ketten Roms fesseln lassen würde. Da ist Gnade nur ein Hilfsmittel zur Verwirklichung der eigenen Frömmigkeit.
Der Einzige, der ein christliches Leben führen kann, ist Christus selbst.
Niemand von uns kann das von Natur. Der Einzige, der das will, was Gott will, ist Christus, er allein. Als der heilige "Überrest" ist er der Einzige, der den Vater im Himmel verherrlicht hat und auch heute verherrlicht. Alles, was dem Wesen Gottes entspricht sind und haben wir ausschließlich in ihm und nicht in uns selbst.
Ihr kennt die Geschichte vom Fischfang des Petrus (Luk. K. 5). Nach dem Wunder, das Jesus getan hatte, sagte Petrus zu ihm: "Herr, gehe von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch". Das heißt doch: Herr, wir passen nicht zusammen. Du bist das genaue Gegenteil von mir, nämlich heilig, ohne Sünde. Wie gut, dass Jesus nicht auf Petrus gehört hat! Wie gut, dass er bei Petrus geblieben ist, wie Luther es so treffend formuliert hat: "Christus wohnt nur unter Sündern". Das gilt auch für mich!

Wir wollen es noch einmal mit den uns geläufigen Worten betonen: "Wir sind nicht Sünder, weil wir sündigen, sondern wir sündigen, weil wir Sünder sind."
Somit kommt alles auf den Ursprung unseres Verhaltens an. Alles, was nicht seinen Ursprung in Christus hat, auch wenn es nach außen noch so gut in Erscheinung tritt, ist für Gott unannehmbar, also sündig. Von dieser Pseudo-Gerechtigkeit und scheinbaren Tugend, können wir uns selbst nicht befreien. Hier sind wir ganz und gar auf das stellvertretende Erlösungswerk Jesu angewiesen.
Es war in der Vergangenheit immer wieder das Anliegen der sog. Erweckungsprediger, den Menschen an Hand des Gesetzes Gottes, das ja an sich "heilig, gerecht und gut ist" (K. 7,12), von der Feindschaft und Bosheit des Herzens gegen Gott zu überzeugen, und zwar nicht nur verstandesmäßig, sondern so, dass die gute Saat des Evangeliums tief in das Herz des Menschen fallen konnte. Nur so konnte die frohe Botschaft von der Gnade Gottes in Christus Jesus ihre Freude und Kraft entfalten, wie Paulus zu Beginn des Römer-Briefes schreibt: "Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, zunächst die ("selbstgerechten") Juden wie auch die ("weisheitsstolzen") Helenen / Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit Gottes (die vor Gott gilt), welche kommt aus Glauben in Glauben (d.h. durch das Wort Gottes gewirkten Glauben); wie geschrieben steht Hab. 2,4: 'Der Gerechte wird aus Glauben leben.'"
So schreibt Erich Schnepel in seinem Buch "über den Weg der Gemeinde Jesu in den ersten vier Jahrhunderten" folgendes: "Mit dem Verlust der wirklichen vernichtenden Sündenerkenntnis geht dem Christentum des zweiten Jahrhunderts auch die unerhörte Freude über die umfassende Heilstat auf Golgatha und die das ganze Leben umfassende Gnade Jesu verloren."
Solange der Mensch also noch gut über sich selbst denkt, kann Gott ihm nicht den Zuspruch seiner Gerechtigkeit in Christus schenken. Das führt uns ein Vorgang, der im AT. geschildert wird, sehr anschaulich vor Augen. Hinsichtlich einer bestimmten Art von Aussatz wurde folgendes verordnet: "Wenn aber Aussatz ausbricht auf der Haut und bedeckt die ganze Haut, vom Kopf bis zum Fuß, alles, was dem Priester vor Augen sein mag, und wenn der Priester ihn dann besieht und findet, dass der Aussatz den ganzen Leib bedeckt hat, so soll er ihn rein sprechen, weil alles an ihm weiß geworden ist; er ist rein." (3. Mose K. 13,12+13). Damit will uns der H. Geist sagen, dass wir von Gott aufgrund des Blutes Jesu rein gesprochen werden, wenn wir vor Gott anerkennen, dass unser ganzes Wesen "aussätzig", d.h. sündig ist. Unsere Zuversicht der Annahme bei Gott und unseren Freimut, uns im Gebet Gott zu nahen, schöpfen wir nicht aus unserem guten Verhalten, sondern ausschließlich aus der Tatsache, dass Jesus sein teures Blut für uns vergossen hat. Wie wir uns auch immer verhalten haben, Grundlage unseres Vertrauens ist immer Gottes Gnade in Christus für Sünder! So heißt es in dem bekannten Lied "Christi Blut und Gerechtigkeit": "Und würd ich durch des Herrn Verdienst / auch noch so treu in seinem Dienst, gewönn den Sieg dem Bösen ab / und sündigte nicht bis ins Grab: so will ich, wenn ich zu ihm komm, nicht denken mehr an gut und fromm, sondern: Da kommt ein Sünder her, der gern fürs Lösgeld selig wär."
Nun sind wir ja seit unserer Wiedergeburt bereits in das unverlierbare neue Kleid der Gerechtigkeit Christi eingekleidet worden. Das schmutzige Kleid der Eigengerechtigkeit wurde uns am Kreuz ausgezogen und stattdessen das tadellose Kleid der Gerechtigkeit Jesu angezogen (s. Jes. 64,5; 61,10). Für alle Zeit tragen wir dieses Kleid, trotz unserer bleibenden Sündhaftigkeit, die sich leider immer wieder in unserem mangelhaften Heiligungsleben zeigt.
Wir brauchen uns nicht erst zu verbessern oder lange zu warten, um uns auf's neue der Gunst bei Gott zu vergewissern. Denken wir nur an den "verlorenen Sohn"
(Luk. 15), "Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an", so lautet der Befehl seines Vaters an dessen Knechte.
Nur der H. Geist kann uns diese Lektion durch Gottes Wort lehren. Er macht uns zu hässlichen Sündern und eignet uns durch den Glauben, den er wirkt, die Schönheit Christi an. (vgl. Jes. 40,7+8).

Es ist immer wieder unsere große Freude, dass wir unter der Gnade Gottes in Christus die Gerechtigkeit Gottes haben, die wir unter der Herrschaft und dem Anspruch des Gesetzes niemals erlangen könnten.
"Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes (wörtl. "ohne Gesetz") die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (wörtl. "Gottes"), offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten" (d.h., im gesamten AT).
"Nun aber", das ist herrliches Evangelium!
Lloyd Jones hat dazu gesagt: "Es gibt keine Worte in der Heiligen Schrift, die wunderbarer sind als diese beiden Wörter. -----Nun aber -----, auf dem dunklen Hintergrund unserer Sündhaftigkeit, unserer Verlorenheit und totalen Hilflosigkeit, dem Gesetzesanspruch Gottes gegenüber, leuchtet das helle Licht des Evangeliums auf.
In diesen beiden Wörtern. ----Nun aber ---, es weist uns hin auf sein stellvertretendes Leiden und Sterben am Kreuz, in seiner Auferstehung, in seiner Erhöhung ist uns der Weg offenbart, auf dem uns die Gerechtigkeit Gottes zuteil wird, die vor Gott gilt.
Das ---- nun aber ---- spricht von dem geschichtlichen Heilshandeln Gottes in Christus Jesus, seinem lieben Sohn."
(s. Luk. 1,1-4).
Das "nun aber" läutet das Zeitalter der Gnade ein. Wir stehen nicht mehr unter der Herrschaft des Gesetzes. Wir leben und wandeln unter der Herrschaft der Gnade Gottes in Christus Jesus.
Im stellvertretenden Sündopfer hat unser Herr Jesus Christus unsere Sünde auf sich genommen, sie bezahlt und für immer getilgt. Unsere sündige Natur wird uns nicht mehr zugerechnet, weil sie ihm zugerechnet wurde, und seine Gerechtigkeit, seine Gesetzeserfüllung, seine Hingabe an den Willen des Vaters in seinem Gehorsam bis zum Tode am Kreuz, sein Leben, das den Vater verherrlicht hat, wird uns zugerechnet, vorgeschattet im wichtigsten Opfer des AT., dem Brandopfer.
Beim Sündopfer legte der Sünder im Glauben seine Hand auf das Opfertier. So wurde symbolisch sein sündiges Wesen auf dieses Tier übertragen, und es wurde an seiner Stelle gerichtet.
Er brauchte jedoch auch ein Leben, das Gott verherrlicht. Somit legte er seine Hand im Glauben auf das Brandopfer, und bei diesem Geschehen wurde ihm das stellvertretende Leben des Opfertieres, das Leben der Ganzhingabe an Gott, zugerechnet. Für uns bedeutet das, dass wir nicht nur entkleidet sind von aller Ungerechtigkeit, sondern auch bekleidet mit dem wunderschönen Kleid der Gerechtigkeit des Sohnes Gottes. "Er nahm uns, was uns quält (den Vater verunehrt) und gab uns, was uns fehlt (den Vater verherrlicht)."
So wurde bereits im AT. ("Gesetz und den Propheten"), speziell in den Opfervorschriften des Gesetzes, "die Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben, bezeugt". Sie geschieht ohne das Gesetz, wird aber bereits bezeugt im Gesetz! (vgl. Joh. 5, 39; Joh. 8, 56).
Die gesamte Schar der Propheten des Alten Testaments sehnte sich, hielt Ausschau nach der Zeit, wo dieses Heil Gottes in Christus Jesus, im Messias offenbart werden würde.
"Nach dieser Seligkeit", so schreibt Petrus (1 Petrus 1.10-12), haben gesucht und geforscht, die Propheten, die von der Gnade geweissagt haben, die für euch bestimmt ist und haben geforscht, auf welche und was für eine Zeit der Geist Christi deutete, der in ihnen war und zuvor bezeugt hat die Leiden, die über Christus kommen sollten, und die Herrlichkeit danach. Ihnen ist offenbart worden, dass sie nicht sich selbst, sondern euch dienen sollten mit dem, was euch nun verkündigt ist durch die, die euch das Evangelium verkündigt haben durch den Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt ist, - was auch die Engel begehren zu schauen."
Selbst die Engel staunen über diesen wunderbaren Heilsratschluss Gottes.
Wieviel mehr wir, denen dieses Heil gilt! Welch eine Liebe hat uns unser himmlischer Vater erzeigt! ER gab seinen Sohn und hat uns in IHM eine vollkommene Gerechtigkeit vor ihm geschenkt. Deshalb ist zwischen Gott und mir, zwischen Gott und uns alles, alles in Ordnung, und wir dürfen getrost der letzten Stunde unseres Lebens entgegengehen. Diese frohe Botschaft ist die Kraftquelle für ein Gott wohlgefälliges Verhalten im alltäglichen Leben.
Wie wichtig ist es doch, dass in der Verkündigung des Wortes Gottes (AT. und NT.) der Bezug zu diesem Evangelium immer wieder bezeugt wird, damit wir nicht der Gefahr erliegen, das mehr zu betonen, was wir in der Nachfolge Christi zu tun haben (und der "alte Mensch" immer frömmer wird), als das, was Gott in seiner Gnade in Christus Jesus bereits vollbracht hat. Wir leben nicht von unserem Gehorsam, sondern vom stellvertretenden Gehorsam Christi!
Amen!

Glaubensgerechigkeit-II.PDF